Polizei bittet um Mithilfe
16-Jährige aus Celle vermisst: Ermittler vermuten Verbrechen

05.04.2021 | Stand 05.04.2021, 19:30 Uhr

Boris Roessler/dpa/Symbolbild

Am helllichten Tag verlässt eine 16-Jährige in Celle das Haus - wohl nur für kurz, denn sie nimmt nichts mit. Die Polizei vermutet mittlerweile das Schlimmste und bittet die Bevölkerung um Hilfe.

Seit zwei Wochen ist die 16-jährige Isabella aus Celle spurlos verschwunden - Ermittler vermuten, dass sie einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen ist. Die Polizei bat deshalb am Ostermontag noch einmal die Bevölkerung dringend um Mithilfe.

Darauf seien erste Hinweise eingegangen, eine heiße Spur gebe es aber noch nicht, sagte eine Polizeisprecherin. Das Mädchen mit Spitznamen Isi hatte den Angaben nach am Vormittag des 22. März unbemerkt ihr Elternhaus verlassen. «Seither gibt es kein Lebenszeichen von ihr», sagte Chefermittler Daniel Dahlke in einem auf Facebook verbreiteteten Video. Es sei mit Hochdruck nach der Gymnasiastin gesucht worden, «leider ohne Erfolg».

Die Jugendliche habe weder Schlüssel noch Geldbörse oder Handy mitgenommen. Deshalb gehe die Polizei davon aus, dass sie nur kurz jemanden in der Nähe des Hauses treffen wollte. Die Ermittlungen lieferten keinen Grund zur Annahme, dass Isabella weglaufen, sich von der Familie absetzen oder sich etwas antun wollte. In der ersten Mitteilung zu dem Vermisstenfall hatte es noch geheißen, das Mädchen habe sein Elternhaus «in einem auffälligen Gemütszustand» verlassen.

Am Vormittag ihres Verschwindens war Isabella in ihrem Zimmer im Homeschooling. Auch ihr jüngerer Bruder war nach Polizeiangaben im Haus, die Eltern waren bei der Arbeit. Vermutlich zwischen 11.15 und 12.30 Uhr habe die Jugendliche das Haus verlassen. Der Bruder habe erst gegen Mittag bemerkt, dass sie nicht mehr da sei. Es sei völlig untypisch für Isabella wegzugehen, ohne Bescheid zu sagen. Die Eltern schalteten noch am selben Tag die Polizei ein.

Vermutlich habe Isabella aufgrund eines vorherigen Kontaktes oder einer Verabredung freiwillig das Haus verlassen. Nach Einschätzung der Polizei hatte sie dennoch nicht vor, länger wegzubleiben. Ein mögliches Treffen habe mutmaßlich im näheren Umfeld des Wohnhauses stattgefunden. Das Wohnhaus liegt in einem Viertel mit Einfamilienhäusern und Hochhäusern. Es grenzt an ein Gewerbegebiet mit Bauhöfen und dem Güterbahnhof von Celle.

Mögliche Zeugen wurden gebeten, Beobachtungen zu melden. Auch suchte die eingesetzte Sonderkommission nach Kontakten der Jugendlichen in Chatgruppen und sozialen Netzwerken. Hinter der Polizei liegen bereits 14 Tage Ermittlungsarbeit. In den ersten Tagen sei die Gegend abgesucht worden, sagte eine Sprecherin. Ein Personenspürhund führte die Ermittler zu einem Einkaufszentrum. Dabei handele es sich aber vermutlich um eine ältere Spur.

Die meisten vermissten Kinder und Jugendlichen tauchen nach Erfahrung der Polizei nach wenigen Stunden oder Tagen wieder auf. Doch es gibt auch Ausnahmen, und Schicksale bleiben dauerhaft ungeklärt. In der fortlaufenden Vermisstendatei des Landeskriminalamtes Niedersachsen waren zum Jahresende knapp 1300 Personen verzeichnet. Dazu zählten 202 männliche und 160 weibliche Jugendliche. Seit 2001 wird in Niedersachsen die damals 15 Jahre alte Katrin Konert aus dem Kreis Lüchow-Dannenberg vermisst.