70 Prozent der Schüler nächste Woche im Distanzunterricht

16.04.2021 | Stand 17.04.2021, 21:26 Uhr

Philipp von Ditfurth/dpa

Die Infektionszahlen steigen, der Lockdown in Bayern wird wieder härter. Zwei von drei Schülerinnen und Schülern müssen nächste Woche von zu Hause lernen. Zumindest der frühere Hotspot Tirschenreuth bietet einen Lichtblick.

Der Freistaat Bayern steuert in der nächsten Woche wegen weiter steigender Corona-Infektionszahlen auf einen härteren Lockdown in Schulen und Einzelhandel zu. Am Freitag waren nur noch die drei Landkreise Miltenberg, Tirschenreuth und Lindau sowie die kreisfreie Stadt Bamberg unterhalb einer Sieben-Tage-Inzidenz von 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner, wie aus der Statistik des Robert-Koch-Instituts hervorgeht.

Bei einer Inzidenz von mehr als 100 am Freitag müssen Schulen in der Folgewoche weitgehend in den Distanzunterricht wechseln. Nach Angaben des Kultusministeriums betrifft das in der kommenden Woche 70 Prozent der eine Million Schülerinnen und Schüler in Bayern. Rund 30 Prozent könnten noch im Präsenz- und Wechselunterricht bleiben, sagte ein Ministeriumssprecher.

Im Landesdurchschnitt lag die Inzidenz am Freitag bei knapp über 180, klar über dem Bundesdurchschnitt von 160. Der nordbayerische Landkreis Hof hält allerdings nicht mehr die Rote Laterne in Deutschland, sondern wurde vom Thüringer Landkreis Greiz als Top-Corona-Hotspot in Deutschland abgelöst.

Eindeutiger Lichtblick aus bayerischer Sicht ist der Oberpfälzer Landkreis Tirschenreuth, wochenlang einer der absoluten Corona-Hotspots selbst im bundesweiten Maßstab. Inzwischen ist Tirschenreuth, an der Grenze zu Tschechien gelegen, mit einer Inzidenz von 75 das Aushängeschild in Bayern und liegt den dritten Tag in Folge unter 100.

«Es ist jetzt natürlich ein besseres Gefühl, als in die andere Richtung der Spitzenreiter zu sein», sagte Landrat Roland Grillmeier (CSU). Ab Montag soll es wieder Präsenzunterricht geben und in den Geschäften werde Einkaufen mit Termin und Test möglich sein.

Dem Landratsamt zufolge spielen die Testpflicht für Grenzpendler aus Tschechien und die vorübergehenden Grenzkontrollen eine Rolle, ebenso die Test- und Hygienekonzepte in Betrieben, die Kontaktnachverfolgung durch das Gesundheitsamt, die Impfungen, die sinkenden Inzidenzen in den umliegenden Landkreisen und in Tschechien, sowie die Disziplin der Menschen.

Hier appelliert der Landrat an die Bürger, nicht nachzulassen. Bei Lockerungen bestehe immer das Risiko, dass die Zahlen schlechter werden. «Dann sind die Lockerungen schnell wieder zu Ende und die Freude ist dahin.»

Für die allermeisten Landkreise und kreisfreien Städte sind allerdings die Bedingungen erfüllt, dass von Montag an im Zuge der Notbremsen-Regelung die Schulen weitgehend auf Distanzunterricht umstellen müssen. Ausnahmen sind lediglich Abschlussklassen, die vierten Klassen der Grundschulen und die 11. Klassen am Gymnasium.

Die Landeshauptstadt München hatte eine entsprechende Regelung bereits am Freitagmorgen angekündigt. Unabhängig von der noch nicht beendeten Diskussion über Schulöffnungen bis zu einer Inzidenz von 200 auf Bundesebene gilt in Bayern derzeit die 100-er-Grenze, von welcher an die Notbremse bei den Schulen gezogen wird.

Im Einzelhandel erfüllten am Freitag 23 Kreise die Bedingungen für eine komplette Schließung in der nächsten Woche mit Ausnahme des Verfahrens «Click and Collect» - also eine Sieben-Tage-Inzidenz über 200 für mindestens drei Tage am Stück. Drei Kreise - Starnberg, Miltenberg und Tirschenreuth - erfüllten am Freitag die Bedingungen für eine Öffnung des Einzelhandels mit Terminvereinbarung («Click and Meet»).

Über das Wochenende können sich hierbei aber noch Änderungen ergeben, so dass sich spätestens Dienstag wieder ein anderes Bild ergeben könnte. Sollte es zu einer bundesweiten Notbremse-Regelung kommen, könnten die Regelungen nochmals deutlich verschärft werden. So wäre möglicherweise das Verfahren «Click and Collect» schon bei Inzidenzen über 100 nicht mehr möglich.