Telefonaktion des Klinikums
Eierstockkrebs – selten und tückisch

14.04.2021 | Stand 14.04.2021, 12:04 Uhr

Chefarzt Dr. Carsten Scholz (r.) rät Frauen jenseits der Menopause, bei Beschwerden frühzeitig zum Frauenarzt zu gehen. Am 27. April haben Frauen Gelegenheit, ihm sowie PD Dr. Jochen Grassinger, Leiter Onkologisches Zentrum (l.), ihre Fragen zum Thema Eierstockkrebs zu stellen. F.: Lehner

Jedes Jahr im Mai richtet die Deutsche Stiftung Eierstockkrebs den Welteierstockkrebstag aus. Das Klinikum Straubing greift das besondere Datum auf.

Von sms/pm

Straubing. Eierstockkrebs – selten und tückisch
Klinikum Straubing beteiligt sich am Welttag – Telefonaktion am 27. April

Jedes Jahr im Mai richtet die Deutsche Stiftung Eierstockkrebs den Welteierstockkrebstag aus. Das Klinikum Straubing greift das besondere Datum auf.

Bei einer Telefonaktion am Dienstag, 27. April, 18 bis 19 Uhr, können Frauen unter der Telefonnummer 09421/710-1600 den Experten des Klinikums ihre Fragen zu der lebensbedrohlichen Erkrankung stellen. Beantwortet werden die Fragen von Dr. Carsten Scholz, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie PD Dr. Jochen Grassinger, Leiter Onkologisches Zentrum, Onkologie und Hämatologie MVZ.

Jedes Jahr erkranken über 7000 Frauen an Eierstockkrebs. Trotz fehlender Vorsorgeuntersuchung und meist später Diagnose hat die Medizin in den letzten Jahren große Fortschritte in der operativen und medikamentösen Krebstherapie erzielen können, sagt Dr. Carsten Scholz.
Spezielle Risikofaktoren, an Eierstockkrebs zu erkranken, gebe es wenige, informiert Dr. Scholz. Bei Frauen, in deren engeren Familienkreis (Mutter, Geschwister, Kinder) bereits Eierstock-, Eileiter- oder auch Brustkrebserkrankungen aufgetreten sind, könne aufgrund einer genetischen Veranlagung ein erhöhtes Risiko bestehen. Aber auch andere Krebserkrankungen naher Verwandter könnten eine Rolle spielen. Mehr als 20 Prozent aller bösartigen Tumoren der Eierstöcke seien genetisch bedingt. Ein hoher Body-Mass-Index und fehlende körperliche Aktivität, aber auch ein Alter über 50 Jahre würden als Risikofaktoren für eine Krebsentwicklung diskutiert. Dagegen seien ein Normalgewicht und viel Bewegung, aber auch die Einnahme der Pille, mehrere Schwangerschaften oder das Stillen des Kindes als schützende Kriterien anzusehen.

Beschwerden oft unspezifisch

Typische Anzeichen für Eierstockkrebs gebe es nicht. „Die Beschwerden sind unspezifisch und werden von der Frau oft erst spät wahrgenommen“, betont Dr. Scholz. Völlegefühl, Übelkeit, Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, deutliche ungewollte Gewichtsabnahme oder die Zunahme des Bauchumfangs können Warnsignale sein, die auf eine Tumorerkrankung hinweisen. Leider gebe es, im Gegensatz beispielsweise zur Mammographie bei Brustkrebs, keine etablierte Vorsorgeuntersuchung für Eierstockkrebs, der deshalb oft erst spät erkannt wird.

Bei Beschwerden könne neben der klinischen Untersuchung und dem Ultraschall auch eine Computertomographie oder eine Magnetresonanztomographie wichtige Hinweise auf die Erkrankung liefern. Die weitere Abklärung erfolge dann meist durch eine gezielte Gewebeentnahme im Rahmen einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) oder der Punktion von Bauchwasser (Ascites), das beim Eierstockkrebs in vielen Fällen stark gebildet wird. „Frauen jenseits der Menopause sollten jeden auffälligen Befund am Eierstock durch eine Bauchspiegelung abklären lassen. Obwohl die meisten Veränderungen dann glücklicherweise doch gutartig sind, bringt dieses minimalinvasive Verfahren auch bereits frühe Befunde von Eierstockkrebs zu Tage“, sagt Dr. Scholz.

Die Behandlung von Eierstockkrebs umfasst zwei Säulen:

Die Operation und die systemische, also den ganzen Körper betreffende Therapie. Beide Bereiche bilden Dr. Scholz zufolge eine Einheit. Während bei der Diagnostik meist minimalinvasiv vorgegangen wird, kann die Operation des Eierstockkrebs nur über einen Bauchschnitt erfolgen, da sich der Tumor häufig bereits weit über die Eierstöcke hinaus ausgedehnt hat. Ziel des Eingriffs sei es, alle sichtbaren Tumorareale im gesamten Bauchraum komplett zu entfernen, erklärt der Chefarzt. Die Operationen seien daher meist ausgedehnt und sehr zeitaufwendig. Da der wesentliche Garant für den Erfolg die enge Zusammenarbeit zwischen vielen verschiedenen Fachrichtungen ist, sollten solche Eingriffe nur in spezialisierten Zentren mit viel interdisziplinärer Erfahrung wie am Klinikum Straubing durchgeführt werden.

Eine erfolgreiche Operation heiße leider nicht, dass die Behandlung damit beendet werden kann. Sie schaffe aber die optimalen Voraussetzungen für den zweiten Behandlungsschritt: die systemische Therapie. Damit könnten insbesondere durch das Bauchwasser in jeden Winkel des Bauches gespülte und dort angewachsene Krebszellen komplett abgetötet werden. Dieser Behandlungsschritt umfasst neben der Chemotherapie zunehmend auch den Einsatz zielgerichteter Medikamente wie zum Beispiel Antikörper.
Brustkrebs sei mit etwa 70000 Erkrankten pro Jahr zehn Mal so häufig wie Eierstockkrebs.

Telefonaktion soll informieren und Krankheit in das Bewusstsein rücken

Die Heilungschancen bei Eierstockkrebs seien deutlich niedriger als bei Brustkrebs und lägen bei etwa 50 Prozent, sagt Dr. Scholz. Das liegt besonders an der oft schwierigen und damit meist späten Diagnosestellung. Der Welteierstockkrebstag soll die eher unbekannte Krankheit ins Bewusstsein rücken. Wissen kann dazu beitragen, die Prognose zu verbessern und die Krankheit besser zu überwinden. Das Klinikum möchte mit der Telefonaktion zu dieser Wissensvermittlung beitragen.